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Das Denkmal im Heidedorf Schwalingen
Otto von Fintel * 27.Januar 1899 3.Juni 1918 Neubauer “Schoster”, Schwalingen No.1
Schwalingen, im Frühjahr 1918 Mit jeder Nachricht über den Kriegsverlauf an der Westfront gehen die Gedanken der Familie von Fintel auf der Neubauerstelle "Schoster" zu Schwalingen No.1 auch an ihre Söhne und Brüder Otto und Karl, die dort als Soldaten ihren Dienst verrichten (siehe Hofgeschichte “Schoster”... mehr...) Im vierten Kriegsjahr bewegt die Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende die Menschen auch in Schwalingen. Die wechselnden großen Ereignisse, die in den Nachrichten der Zeitungen berichtet werden, geben Anlass zu Bangen vor einer Niederlage aber auch zur Hoffnung auf den Frieden - und damit auf ein Ende des Leidens, der Entbehrungen, der Opfer an der Front und in der Heimat. Im Dezember 1917 sind die Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg gegen das Deutsche Reich eingetreten und verstärken mit ihren frischen Truppen und Waffen die englisch-französischen Kriegsgegner. Dann macht die Russische Revolution und der Zusammenbruch der Armeen des Zaren am 3.März 1918 den Frieden von Brest-Litowsk möglich. Damit kann die deutsche Heeresleitung die bislang an der Ostfront gebundenen Truppen zur Verstärkung an die Westfront verlegen und so das Kräfteverhältnis dort nun nahezu ausgleichen. In einer Frühjahrsoffensive 1918 an der Westfront plant die deutsche Heeresleitung unter Aufbietung aller verfügbaren Kräfte so nachhaltige Erfolge zu erringen, dass die Kriegsgegner an den Verhandlungstisch gezwungen werden können. Auch die 50.Reserve-Division ist unter den Divisionen, die für die "Große Schlacht in Frankreich" bereitgestellt und deren Soldaten dafür speziell ausgebildet werden. Zu ihrem Verband gehört auch das Reserve-Infanterie- Regiment Nr.231, in dem Otto von Fintel aus Schwalingen dient. Er ist 19 Jahre alt und Schütze in der 3.Maschinengewehr-Kompagnie dieses Regimentes. Im ersten Ansturm gelingt es den deutschen Armeen Ende März 1918 die französisch-englische Front auf einer Breite von 100 Kilometer zu durchbrechen. Beinahe 90 Kilometer tief dringen die deutschen Armeen in das feindliche Gebiet hinter der Front ein. Paris liegt schon innerhalb der Reichweite der deutschen Fernartillerie. Der 50.Reserve-Division ist für den Angriff ein Frontabschnitt südwestlich von Cambrai zugeteilt, Angriffsziel für die Division ist die Großstadt Amiens. Das Reserve-Infanterie-Regiment Nr.231 mit Otto von Fintel kämpft von Beginn des Angriffs an in vorderster Front. Es erleidet in den Kämpfen der folgenden Wochen des Vormarsches über Montauban und Fricourt bis östlich der Stadt Albert am Fluss Ancre schwerste Verluste. Vielleicht sind es die Verdienste bei diesen Einsätzen, für die der Schütze Otto von Fintel mit dem "Eisernen Kreuz 2.Klasse" ausgezeichnet wird. Mitte April 1918 ist die 50.Reserve-Division am weitesten in das französisch- englische Frontgebiet eingedrungen. Aber dann sind die Kräfte gänzlich erschöpft. Auch die Soldaten des Reserve-Infanterie-Regimentes Nr.231 sind so geschwächt, dass es nach erneuten hohen Verluste bei einem gescheiterten Angriff über den Fluss Ancre in der Nähe des Dorfes Dernancourt aus der Frontlinie herausgezogen und durch andere deutsche Einheiten abgelöst werden muss - es hatte mehr als die Hälfte seiner Mannschaften durch Krankheit oder Tod verloren. Otto von Fintel wird mit seinen Kameraden des Regimentes zur "Erholung" für drei Wochen weiter hinter die Front verlegt, nach Solesmes nördlich von Cambrai - zur Ausbildung, zum Auffüllen der erlittenen Verluste durch Ersatzmannschaften, zum Instandsetzen der Waffen und des Materials. Der überraschende Erfolg der Frühjahrsoffensive 1918 aber überforderte letztlich die Kräfte der deutschen Armeen, auch der Nachschub kommt ins Stocken. Es kann nicht verhindert werden, dass die französisch-englischen Truppen in einer neu gebildeten Frontlinie den deutschen Angriff zum Stehen bringen. Am 24.Mai 1918 wird die 50.Reserve-Division mit dem Reserve-Infanterie- Regiment Nr.231 und Otto von Fintel ein weiteres Mal in den Fronteinsatz befohlen. Der einzunehmende Frontabschnitt ist wieder östlich von Albert am Fluss Ancre. Der Auftrag ist das Halten und Befestigen der erreichten Frontlinie. Noch sind die feindlichen englischen Truppen, die den deutschen Verbänden hier gegenüber stehen, nicht für einen Gegenangriff geordnet. Aber die englische Artillerie beschießt täglich die deutschen Stellungen, auch mit Gasgranaten. Für die erfahrenen Frontsoldaten sind das "keine besonderen Ereignisse" mehr. Der vom Reserve-Infanterie-Regiment Nr.231 zu sichernde Frontabschnitt liegt westlich des aus früheren Tagen bekannten Dorfes Dernancourt am Fluss Ancre, entlang des Bahndammes der Eisenbahnlinie von Albert nach Amiens. Hier hat der Schütze Otto von Fintel am 3.Juni 1918 mit seinen Kameraden aus der 3.Maschinengewehr-Kompagnie seine MG-Stellung im Schutz des Bahndammes bezogen. Sie wird durch den Volltreffer einer feindlichen Artillerie-Granate ausgelöscht. Otto von Fintel wird von seinen Kameraden auf dem Soldatenfriedhof bei Carnoy beerdigt. Zusammen mit vielen anderen gefallenen Kameraden wird er nach Kriegsende auf den großen Soldatenfriedhof bei Fricourt umgebettet. Hier ist seine Grabstätte - Block 1 Grab 1036. Zwei Söhne und Brüder der Familie von Fintel wurden in den Krieg befohlen und kehrten nicht zurück. Beide starben an der Westfront im Sommer 1918 innerhalb von 6 Wochen.
Die Eltern von Otto von Fintel um 1900 auf ihrer Neubauerstelle “Schoster” zu Schwalingen - Mutter Anna Catharina Marie Ilse, geborene Garbers aus Schülern *1864 und Vater Schuhmacher Hinrich Christoph von Fintel *1859, geboren Auf dem Wiehe bei Wolterdingen.
Auf dem Friedhof von Fricourt sind über 17.000 deutsche Soldaten beerdigt.
Die Westfront in Frankreich bei Albert Anfang Juni 1918.
Das Dorf Dernancourt zwischen dem Fluss Ancre und der Bahnlinie Paris-Lille, Luftbild aus dem Jahre 1918.
Ehrentafel des Reserve-Infanterie-Regimentes Nr.231