Das Denkmal
im Heidedorf Schwalingen
Johann Friedrich Böhling
* 30.4.1850
4.Dezember 1870
Brinkköthner “Menken”
Schwalingen im Sommer 1870.
Seit dem letzten Krieg, in dem im Juni 1866 das Königreich Hannover
unterging und sein Gebiet und die Bevölkerung preußisch wurden, sind
gerade 4 Jahre ins Land gegangen. Da erklärt am 19.Juli 1870 das
Kaiserreich Frankreich dem Königreich Preußen den Krieg. Drei
süddeutsche Staaten, die 1866 noch gegen Preußen gekämpft hatten, stellen
sich auf die preußische Seite.
Hinrich Christoph Böhling, 26 Jahre alt und Brinkköthner auf dem
“Menken-Hof” zu Schwalingen No.39, braucht sich nicht den Gefahren des
preußischen Feldzuges gegen die französischen Armeen auszusetzen. Dank
der Vorsorge seines verstorbenen Vaters Johann Christoph Böhling nimmt
seit dem Jahre 1864 für die Dienstzeit von 7 Jahren ein Militär-
Stellvertreter seine Militär-Dienstpflicht wahr, Joachim Sangenstedt aus
Drage, Amt Winsen a.d.Luhe. Der zieht nun an seiner Stelle in den Krieg
(mehr...).
Trotzdem bringt dieser Krieg Leid in die Familie Böhling auf dem
'Menken-Hof'. Im April des Jahres 1870 ist Hinrich Christoph Böhlings
jüngerer Bruder Johann Friedrich Böhling 20 Jahre alt geworden und
damit militärdienstpflichtig. Er wird nun bei Kriegsbeginn im Juli 1870
eingezogen und nimmt als Infanterist im Rang eines Musketiers der
5.Compagnie des 1.Hanseatischen Infanterie-Regimentes No.75 'Bremen' an
dem Feldzug nach Frankreich teil.
Das Infanterie-Regiment Nr.75 mit Johann Friedrich Böhling steht
Anfang September 1870 in der Schlacht bei Noisseville und nimmt
anschließend an der Belagerung von Metz teil, dann an der Schlacht bei
Toul Mitte September. Von Anfang Oktober bis Anfang November 1870 ist
das Regiment Teil der preußischen Belagerungsarmee vor Paris.
Mitte November 1870 wird das Infanterie-Regiment Nr.75 mit anderen
Teilen der preussischen Armee aus dem Belagerungsring um Paris
herausgezogen und nach Süden der französischen “Loirearmee”
entgegengeschickt, die bei Orléans steht. Es folgen Gefechte bei Dreux, La
Madeleine Bouvet und Loigny-Poupry. Anfang Dezember 1870 erreichen
die preussischen Truppen den großen Wald nördlich vor Orléans.
Bei einem der Vormarschgefechte am 4.Dezember 1870 vor Orléans, im
Waldgebiet bei den Dörfern La Borde und Les Brosses, wird der Führer der
5.Kompagnie, Leutnant Dahlke leicht verwundet. Ein Schuss durch den
Unterleib verletzt Johann Friedrich Böhling tödlich. Er stirbt noch auf dem
Schlachtfeld und wird dort begraben (mehr...). Später am selben Tag wird
Orléans von den preußischen Truppen erorbert.
Es ist ein Monat später, Anfang Januar des Jahres 1871, als
Brinkköthner Hinrich Christoph Böhling in Schwalingen einen Brief in den
Händen hält: Er kommt aus Frankreich und enthält den Totenschein seines
Bruders Johann Friedrich Böhling - ausgestellt von Kompagnieführer
Leutnant Dahlke am 17.Dezember 1870.
Und so vermerkt es auch Pastor Beenß im Totenbuch der
Kirchengemeinde St.Bartholomäus zu Neuenkirchen: Böhling, Friedrich,
Infanterist, 20 Jahre, 7 Monate, 9 Tage alt, gestorben am 4.Dezember 1870
im Gefecht vor Orléans und dort am selben Tag im Walde begraben.
Die Marschroute des 1.Hanseatischen Infanterie-Regimentes No.75 “Bremen”
Anfang Dezember 1870 in die Schlacht im Wald vor Orléans.
Johann Friedrich Böhling ist unter den Soldaten der 5.Kompagnie dieses Regimentes.
Friedrich Böhlings Name steht
auch auf den Gedenktafeln für die
Gefallenen des Krieges 1870/71 am
Denkmal und im Ehrenhain in Neuenkirchen.
Fahne und Parade-Uniform des
1.Hanseatischen Infanterie-Regiment Nr.75 “Bremen”.